In einer Zeit, in der Süd- und Zentralasien im Fokus der internationalen Politik stehen, rücken Pakistan und Afghanistan wieder ins Rampenlicht. Zwei Nachbarn, verbunden durch Geschichte, Kultur und Religion – und doch oft getrennt durch Misstrauen, politische Interessen und Sicherheitsfragen.
Diese Beziehung war selten einfach. Seit der Unabhängigkeit Pakistans 1947 haben sich beide Länder mehrfach zwischen Kooperation und Konfrontation bewegt. Heute, im Jahr 2025, steht die Region erneut an einem entscheidenden Punkt.

Historische Wurzeln der Spannungen
Die Spannungen zwischen Pakistan und Afghanistan gehen weit zurück. Nach der Gründung Pakistans erkannte Afghanistan als einziges Land der Welt dessen Grenzen zunächst nicht offiziell an. Grund war die sogenannte Durand-Linie, die bereits 1893 während der britischen Kolonialzeit als Grenzlinie zwischen Britisch-Indien und Afghanistan gezogen wurde.
Diese Linie teilte das Gebiet der Paschtunen – eines großen Volksstammes – zwischen beiden Staaten auf. Bis heute sehen viele Afghanen diese Grenze als unrechtmäßig an, während Pakistan sie als völkerrechtlich anerkannt betrachtet.
Afghanistans Wandel und Pakistans Rolle
In den letzten Jahrzehnten hat sich Afghanistan immer wieder verändert – durch Kriege, Interventionen und Machtverschiebungen. Pakistan war in fast jeder Phase eng beteiligt, ob als Unterstützer von Flüchtlingen, Partner westlicher Allianzen oder Akteur in regionalen Sicherheitsfragen.
Millionen afghanischer Flüchtlinge fanden in Pakistan Schutz – ein humanitäres Engagement, das international Anerkennung fand, aber auch innenpolitische Belastungen verursachte. In Städten wie Peshawar, Quetta und Karachi leben bis heute hunderttausende Afghanen.
Die Taliban-Frage und Sicherheitspolitik
Ein zentraler Punkt bleibt die Präsenz der Taliban und anderer extremistischer Gruppen in der Region. Nach dem Abzug der USA aus Afghanistan 2021 übernahmen die Taliban erneut die Kontrolle in Kabul. Pakistan hoffte damals auf Stabilität und sichere Grenzen – doch stattdessen nahmen die Spannungen wieder zu.
Grenzübergriffe, Anschläge und gegenseitige Vorwürfe verschärften die Situation. Pakistan wirft Afghanistan vor, militante Gruppen wie die TTP (Tehrik-i-Taliban Pakistan) nicht konsequent zu bekämpfen. Umgekehrt beschuldigt Kabul Islamabad, sich in innere Angelegenheiten einzumischen.
Trotzdem betonen beide Seiten öffentlich immer wieder, dass sie Frieden und Stabilität wollen.

Handel, Wirtschaft und Menschenverbindungen
Abseits der Politik gibt es zwischen beiden Ländern enge wirtschaftliche und menschliche Bindungen. Täglich überqueren Tausende Menschen die Grenzen, um Handel zu treiben oder Familien zu besuchen.
Pakistan ist einer der wichtigsten Handelspartner Afghanistans. Der Grenzübergang Torkham ist eine der meistfrequentierten Routen in Südostasien. Auch kulturell gibt es zahlreiche Gemeinsamkeiten: Sprache, Musik, Essen und Traditionen verschmelzen an vielen Orten fast nahtlos.
Internationale Perspektive
Die Welt schaut aufmerksam auf diese Beziehung. Für China, Russland und die USA ist die Region strategisch entscheidend – wegen Handelsrouten, Sicherheit und Energie.
Projekte wie der China-Pakistan Economic Corridor (CPEC) könnten langfristig auch Afghanistan wirtschaftlich verbinden, wenn politische Stabilität eintritt.
Viele Experten glauben: Nur durch Zusammenarbeit kann Süd- und Zentralasien zu einem echten Wirtschaftskorridor werden.
Herausforderungen im Jahr 2025
Heute stehen Pakistan und Afghanistan vor ähnlichen Problemen: Wirtschaftskrise, Energieknappheit, Terrorgefahr und Migration. Doch anstatt sich gegenseitig zu beschuldigen, beginnen diplomatische Kanäle sich wieder zu öffnen.
Gespräche über Grenzsicherheit, Handelsabkommen und Flüchtlingsrückkehr laufen auf verschiedenen Ebenen. Internationale Organisationen wie die UNO und die OIC fördern den Dialog zwischen beiden Staaten.
Ein Hoffnungsschimmer: Die neue Generation
Eine neue Generation in beiden Ländern denkt anders. Junge Pakistaner und Afghanen kommunizieren über soziale Medien, lernen voneinander, teilen Kunst, Musik und Ideen. Sie sind müde von alten Konflikten.
Diese Generation sieht die Zukunft nicht in Mauern, sondern in Kooperation. Sie wünscht sich Bildung, Arbeit, Frieden – und die Chance, in ihrer Heimat sicher leben zu können.

Fazit
Die Beziehung zwischen Pakistan und Afghanistan ist komplex – geprägt von Geschichte, Politik und Emotionen. Doch hinter all den Schlagzeilen steht eine gemeinsame Realität: Beide Völker sind durch Blut, Kultur und Glauben verbunden.
Frieden wird nicht über Nacht kommen, aber er ist möglich – durch Vertrauen, Dialog und Mut zur Veränderung. Die Zukunft dieser Region hängt davon ab, ob ihre Führungen den Mut finden, alte Wunden zu heilen und neue Wege zu gehen.
Am Ende zeigt sich: Stabilität in Afghanistan bedeutet Sicherheit für Pakistan – und umgekehrt.






